Da sind diese Momente. Wenn man schon früh morgens oben auf dem Berg steht, weil man ausnahmsweise hinaufgefahren ist anstatt wie sonst hochzulaufen. Während man in den bayerischen Hausbergen meistens noch diese altmodischen, ungepolsterten Sessellifte findet, wird der Wallberg von Gondeln bedient. So haben wir uns von der Wallbergbahn in Rottach-Egern am südlichen Zipfel des Tegernsees nach oben schaukeln lassen. Unser Plan: vom Wallberg auf den benachbarten Setzberg wandern und dann gemütlich in einer großen Schleife wieder ins Tal laufen.
Noch hängt der Frühnebel hartnäckig im Tegernseer Tal, während auf dem Wallbergplateau auf 1.600 Metern schon die ersten Sonnenstrahlen an der Nase kitzeln. Momente wie diese. Wenn die Morgensonne sich ihren Weg bahnt und der Nebel sich langsam lichtet. Wenn der Blick auf die umliegenden Berge plötzlich wie von Geisterhand frei wird und man in der Ferne die schneebedeckten Spitzen des Alpenhauptkamms erkennen kann. Wenn der letzte Rest Dunst, der wie eine Decke über dem Tegernsee liegt, sich auch auflöst und einem eine wahre Postkartenidylle zu Füßen liegt.
Tegernsee – das kleine Paradies vor den Toren Münchens
Momente wie diese. Wenn man vergisst, dass man für die knapp 60 Kilometer aus München schon wieder eine halbe Ewigkeit gebraucht hat, weil es sie alle in dieses kleine Paradies vor den Toren der Großstadt zieht – die outdoorbegeisterten Münchner. Wochenende für Wochenende, egal zu welcher Jahreszeit. Um auf die umliegenden Almen und Gipfel zu wandern, vom Wallberg mit dem Paraglider durch die Lüfte zu segeln oder den Tegernsee mit dem Rad zu umrunden. Oder einfach nur auf einer Bank am Ufer zu sitzen und die Magie dieses kleinen, oberbayerischen Sees in sich aufzusaugen, der gerade einmal 6,5 Kilometer lang und 1,4 Kilometer breit ist.
Wie oft ich schon am Tegernsee war, kann ich nicht mehr zählen. Immer wieder und immer wieder zieht es mich her. Als ob es keine anderen Seen gäbe, die man von München aus gut erreichen könnte. Das Fünf-Seen-Land mit Ammersee, Starnberger See, Pilsensee, Wörthsee und Weßlinger See zum Beispiel. Der Kochelsee. Der Walchensee. Der Chiemsee. Am Starnberger See bin ich tatsächlich auch gerne. Auf dem Ammersee gehe ich regelmäßig zum Stand-up-Paddling. Auch den Chiemsee habe ich als SUP-Destination für mich entdeckt.
Wenn mich aber jemand fragt, welcher mein Lieblingsee ist, dann ist die Antwort ganz einfach: der Tegernsee. Ich glaube, es ist diese Kombination aus Wasser und Bergen, die mich so fasziniert. Stundenlang saß ich erst kürzlich wieder auf der Terrasse vom Café Seehaus in Tegernsee, die auf Holzpfählen direkt über dem Wasser gebaut ist. Von dem Buch, das ich dabei hatte, habe ich keine drei Seiten gelesen. Stattdessen habe ich abwechselnd einfach nur auf das Wasser geguckt, das an diesem Tag türkisblaugrün schimmerte, und auf die Berge, die sich hinter Tegernsee, Rottach-Egern und Bad Wiessee erheben.
Für eine Bergtour reichte meine Zeit an dem Tag leider nicht. Aber zumindest für einen Spaziergang über den Höhenweg von Tegernsee nach St. Quirin, von wo es hinunter an den See und am Ufer entlang nach Gmund geht. Die besondere Stimmung, wenn die Spätnachmittagssonne die Felder und Wiesen in ein goldgelbes Licht taucht, die Sonne hinter den Bergen untergeht und die blaue Stunde den See, den Himmel und die Berge bläulich-rosa färbt – ja, das sind die Momente, die dafür entschädigen, dass man auf der Rückfahrt in München wieder im Stau steht.
Wandern am Tegernsee
300 Kilometer Wanderwege ziehen sich durch die Berge rund um den Tegernsee. Man kann von Tegernsee loswandern, von Rottach-Egern, von Kreuth und von Bad Wiessee. Wer Gipfel wie den Rossstein und Buchstein erklimmen will, sollte schwindelfrei und trittsicher sein. Auch der Schinder, zu dem man zwischen Brennerklamm und Valepp startet, macht seinem Namen alle Ehre. Von Enterroch startet die schöne Tour zum Bodenschneid. Lohnend für eine kurze Nachmittagswanderung sind von Enterrottach die Bäckeralm und die Lukasalm. Mit einer frischen Erdbeerbuttermilch lässt sich auf der Terrasse wunderbar der Nachmittag vertrödeln.
Eher gemütlich sind die Wanderwege, die von Tegernsee zur Neureuthalm führen, eine meiner Lieblingshütten in den Tegernseer Bergen. Egal ob Bayerweg, Sommerweg oder Winterweg, die Spinatknödel mit Seeblick sind immer ein lohnendes Ziel. Man kann auch von Gmund starten. Vom Bahnhof führt ein Weg am See entlang, in St. Quirin überquert man die Straße und wandert den Höhenweg entlang, bevor es in den Wald und steil hinauf geht bis zur Neureuthalm.
Wer nach einem Einkehrschwung im Berggasthof Neureuth nicht den direkten Weg nach gehen unten will, kann von der Neureuthalm in einer großen Runde über die Gindelalm und Kreuzbergalm wieder nach Tegernsee absteigen. Auf der Gindelalm gibt es auch kleine Brotzeiten und Kuchen, im Herbst gibt es Apfelkuchen und Apfelsaft von eigenen Äpfeln. In der Hochsaison ist auch die Kreuzbergalm zumindest an den Wochenenden bewirtschaftet. Hier kann man noch für eine frische Buttermilch einkehren, bevor es über einen Forstweg zurück ins Tal geht.
Ebenfalls ohne große Anstrengung zu schaffen ist die Wanderung zur Aueralm, entweder durch das Söllbachtal oder vom Hotel Sonnbichl aus. Wenn man den Weg vom Sonnbichl nimmt, hat man einen großartigen Blick auf den Tegernsee. Auf der großen Terrassedes Berggasthofs Aueralm findet man eigentlich immer einen Platz für ein kühles Radler und eine Linsensuppe. Im Winter kann man sich an den warmen Ofen in der Gaststube kuschlen. Wer etwas mehr Herausforderung sucht, steigt von der Aueralm weiter zum Fockenstein auf. Vorbei an einer kleinen Kapelle geht es wieder zurück zur Aueralm
Vom Südufer des Tegernsees aus, in Rottach-Eggern, startet man die Tour zum Hausberg des Tegernsees, den Wallberg. Fast 1.000 Höhenmeter muss man bis zum Gipfel zurücklegen, es geht aber auch ganz bequem mit der Bahn und man wandert herunter. Zum Einkehren empfiehlt sich beispielsweise das Alte Wallberghaus Berghotel.
Der Tegernsee ist übrigens auch Ausgangspunkt für eine Alpenüberquerung. Von Tegernsee geht es zunächst zum Achensee, weiter ins Zillertal und dann nach Sterzing in Norditalien.
Baden am Tegernsee
Im Sommer gibt es nichts Schöneres, als nach dem Wandern in den See zu hüpfen. Die Abkühlung ist garantiert, denn der Tegernsee wird auch im Sommer selten wärmer als 17 oder 18 Grad. Drei der schönsten Badestellen am Tegernsee findet man hier:
- Gmund: Entlang der Seepromenade zieht sich ein hübsches Badeufer mit Kiesstrand und Wiesen von Gmund bis zum Strandbad Seeglas. Dort gibt es eine große Liegewiese mit hölzernem Badesteg. Auf dem man Abends mit einem Glas Hugo oder Sprizz aus dem angeschlossenen Restaurant wunderbar den Sonnenuntergang genießen kann.
- An der Straße von Gmund nach Bad Wiessee liegt das Strandbad Kaltenbrunn. Unter den großen Bäumen auf der Liegewiese kann man es auch im Hochsommer gut aushalten. Vom Badesteg hat man den ganzen Tegernsee inklusive Wallberg im Blick.
- Tegernsee: Das Monte Mare Strandbad. Wer Schwimmen mit Sauna verbinden möchte, wählt die benachbarte Seesauna. Dank der großen Außenfläche mit Liegen und Strandkörben eignet sich die Seesauna auch für einen sonnigen Tag als Ausflugsziel. Mein Favorit ist die große Panoramasauna, anschließend spaziert man zu einem kleinen Schläfchen hinüber in das große Bootshaus und kuschelt sich unter eine der Flauschdecken.
- Sehr beliebt ist auch das Strandbad Point, rund um die Tegernseer Point. Hier lockt sogar ein Strand mit feinstem Sand.
- Wer “richtige” Freibäder bevorzugt, besucht das See- und Warmbad in Rottach-Egern.
Essen und Trinken am Tegernsee
- Café & Bar Seehaus: Das Seehaus am Rathausplatz in Tegernsee ist und bleibt mein Favorit unter den Cafés am Tegernsee, egal ob für ein Frühstück mit Rührei, Manchegokäse und Chorizo an einem trüben Wintertag oder ein Gläschen Wein und ein paar Tapas auf der Terrasse am Abend nach dem Wandern. Zu empfehlen sind auch die hausgemachten Kuchen und der Salat mit Thunfisch und Kürbiskernöl.
- Eine Alternative für trübe Tage ist das Aran hundert Meter weiter (Seestraße 8). Wer Glück hat, einen der begehrten Plätze mit Seeblick im Wintergarten zu ergattern, will gar nicht mehr aufstehen. Sehr zu empfehlen ist das Brotzeitbrett mit verschiedenen Aufstrichen, dazu ein Rührei mit Parmesan und Tomaten. Auch der Kuchen ist total lecker.
- Wenn es im Aran keinen Platz gibt, kann man am See hinaufspazieren bis zum Stielerhaus, dort ist das Westerhof-Café zuhause. Die Kuchenauswahl ist zwar nicht so groß wie im Aran, aber man sitzt hier auch recht schön und vor allem ruhig.
- Für Kaffee und Kuchen mit Ausblick empfehlen sich außerdem noch die Terrassen vom Das Tegernsee und dem Leeberghof, beide in Tegernsee.
- Steakfans sollten unbedingt das Egern 51 in Rottach-Egern besuchen, die Qualität ist sensationell. Auch die vegetarische Gerichte sind köstlich, ich hatte zuletzt ein Risotto dort.
Ein Lieblingssee – zwei Blogparaden
Mit diesem Beitrag nehme ich an zwei Blogparaden teil:
- Blogparade Weiß-Blau / Blau-Weiß der Iron Blogger München. Die jährliche Blogparade des bunten Haufens Münchner Blogger, die bei Nicht-Bloggen Strafe in eine Trinkkasse zahlen, hat inzwischen schon Tradition. Nach den Innen- und Außensichten auf München (2015) ging es letztes Jahr um das große Thema Leidenschaft(en). Auch bei der aktuellen Blogparade “Weiß-Blau / Blau-Weiß” sind wieder wunderbare Beiträge zusammen gekommen. Nachdem ich bei Flo von Phototravellers in großartigen Fotos der Tour zum Mount Everest Basecamp gestöbert habe, hätte ich am liebsten sofort die Wanderstiefel geschnürt und den Rucksack gepackt. Morgen könnt Ihr weiß-blaue oder blau-weiße Gedanken bei Katharina von c-by-Kitty lesen.
- Blogparade #Bayerische Seenliebe von WellSpa-Portal. Meine Bloggerkollegin Katja liebt die bayerischen Seen womöglich noch mehr als ich und macht immer äußerst eindrucksvolle Bilder von ihren Ausflügen ins bayerische Seenland. Jetzt hat sie dazu aufgerufen, über unseren persönlichen Lieblingssee zu schreiben. Diesem Aufruf bin ich natürlich gerne gefolgt <3.
Habt Ihr einen Lieblingsee? In Bayern oder woanders in Deutschland? Hinterlasst gerne Eure Tipps in den Kommentaren.
Markus
14. April 2017 at 21:26Mit der Bayerischen Oberlandbahn geht es übrigens staufrei zum Tegernsee und nach Hause. Da lässt man sich gerne ein zweites Weißbier schmecken und freut sich doppelt, wenn man am Stau vorbei umweltfreundlich nach München fährt. Zahlreiche Kombikarten mit Bergbahnen machen das Ticket günstiger. Unbezahlter aber unbezahlbarer #Protipp 😉
Alexandra
15. April 2017 at 8:24Die BOB wähle ich auch recht gerne, wenn ich alleine unterwegs bin, das ist wirklich eine prima Alternative, vor allem, wenn man direkt in Tegernsee startet. Noch in den Bus umzusteigen, wenn man einen anderen Wanderstartort hat, davor scheue ich mich allerdings immer. Was schön wäre, wenn die BOB sich besser auf die Massen an den Wochenenden einstellen würde – über eine Stunde eingepfercht vor der Zugtoilette stehen hatte ich auch schon. Viele Grüße, Alexandra
Lutz
15. April 2017 at 13:49Wenn Du nach einem Lieblingssee fragst:
Klein und fein und vor allem abseits aller touristischen Massen liegt im nördlichen Chiemgau die Eggstätter Seenplatte.
Für kleine Fluchten bestens geeignet.
Da gibt es traumhafte Ecken und echte Geheimtipps.
Und wenn es ein paar Nummern größer sein soll, bleibt mein Favorit immer der Chiemsee.
Elena
1. Mai 2017 at 9:44Liebe Alexandra,
für mich als Salzburgerin sind diese Tipps sehr hilfreich, denn alles, was du erwähnt hast, kann ich locker an einem Wochenende schaffen und mir somit einen kleinen Urlaub daraus machen. Ich liebe Seen und wir haben selbst reichlich davon in der Gegend, doch manchmal will man einfach etwas anderes. Danke!
Viele Grüße
Elena