Die einen denken beim Wort Ashram sofort an entrückte Spät-Hippies, die in orangefarbenen Flattergewändern oder gar nackt in Ekstase durch das legendäre Osho-Ashram in Pune tanzen. Und wilde Orgien mit dem Guru feiern. Bei den anderen tauchen Bilder von blassen, bärtigen Esoterikjüngern in Jesuslatschen auf, die den ganzen Tag beten und sich in Askese üben. Alles Quatsch, sage ich nach meinen ersten Tagen im Sivananda Ashram in Kerala!
Was ich im Sivananda Ashram in Neyyar Dam, einem kleinen Dorf am Fuße der Western Ghats in Kerala vorfand? Weder durchgeknallte, nackte Hippies noch freakige New Ager. Aber auch keine Stille und Einkehr. Es war eher wie in einem Feriencamp, ein bisschen wie bei einem internationalen Pfadfindertreffen. Ich traf yogabegeisterte Rucksackreisende aus aller Welt. Aus Australien, Belgien, Brasilien, Burma, Japan, Kanada, dem Libanon, Österreich, den Philippinen, Südafrika, der Schweiz, den USA. Und natürlich aus München. Einige wenige Inder verirrten sich auch hierher. Sie alle waren auf der Suche – nach Erkenntnis, Erleuchtung, Inspiration.
Mantrensingen im Satsang, vier Stunden Asanas üben
Für die geistige Erbauung sorgte der morgendliche und abendliche Satsang. Anstatt Pfadfinderlieder wurden Mantren gesungen. „Om Namo Narayanaya“, „Om Nama Shivaya“ und „Sri Ram Jaya Ram“, die Top 3 der Mantra-Hitliste aus dem Sivananda-Liederbuch wurden schnell zum Ohrwurm. Das schwungvolle “I am bliss, I am bliss” würde auch gut in eine Gospelkirche in Harlem passen.
Der Gedanke an insgesamt vier Stunden Asanas üben am Tag lässt meine Muskeln noch immer aufjaulen. Ashram heißt übersetzt nicht umsonst Ort der Anstrengung. Yoga Vacation war eigentlich der falsche Name für die Wochen, die ich im Sivananda Ashram verbrachte. Der Tagesablauf war streng durchgeplant, die Glocke bestimmte den Tag. Und jeder muss mitarbeiten, damit das Ashram funktioniert.
Alltag im Sivananda Ashram – auch ein wenig spirituell
Das Leben im Sivananda Ashram war bunt, trubelig, lustig, spannend, anstrengend, ernüchternd, spirituell. Und völlig anders, als ich erwartet hatte. Ob ich beim Karma Yoga die Toiletten putzen musste oder in der Health Hut Ananas-Shakes verkaufen durfte, wie man den morgendlichen Weckruf austrickst und nur mit zwei Mahlzeiten am Tag überlebt, lest Ihr zum Beispiel in Karma Yoga – tue Gutes, für andere oder Teatime unter dem Mangobaum.
My Vegan Life
20. April 2016 at 15:55Liebe Alexandra, danke für deinen tollen Beitrag! Auch ich war im Sivananda Ahsram in Neyyar Dam und habe dort den Yoga Urlaub verbracht. Zwar anstrengend hat es mir letzendlich doch sehr gut dort gefallen. Meinen Bericht dazu findest du hier: http://my-vegan-life.de/yoga-reise-kerala-indien-sivananda-ashram-neyyar-dam/. Ich freue mich über deinen Besuch auf meiner Seite 🙂 LG
Alexandra
21. April 2016 at 16:47Liebe Rhea, ein schöner Bericht auf Deinem Blog über die Yogaferien in Neyyar Dam! Wobei “Yoga Vacation” wirklich irreführend ist, ein Urlaub fühlt sich anders an ;-). Ich wollte eigentlich vier Wochen dort bleiben, das Programm also zweimal durchlaufen. Aber nach drei Wochen habe ich dann doch meinen Rucksack gepackt. Bin mit dem freitäglichen “Sivananda Ausflugbus” mit in die Backwaters und nach Varkala gefahren und dann in Varkala geblieben :-)! LG, Alexandra