Es war, als ob ich nie weg war, als ich Samstag vor drei Wochen in Delhi aus dem Flugzeug gestiegen bin – der unverwechselbare Geruch nach chlorhaltigem Desinfektionsmittel im Terminal, die Dunstglocke draußen, die alles in ein milchiges Licht taucht, die heiße, staubige Luft, die einem entgegenweht, wenn man das Flughafengebäude verlässt und einen im ersten Moment erschlägt, und dann das tosende, allgegenwärtige Gehupe – welcome to India!
“Notbremse nicht zu früh ziehen”
Gut 3.500 innerindische Kilometer haben wir bis gestern zurückgelegt – mit den altersschwachen Zügen von Indian Railways, gelben Ambassador-Taxis, knatternden schwarz-gelben und grün-gelben Auto-Rikschas, wackeligen Fahrrad-Rikschas und erhabenen Volvo-Bussen, die Steigerung des “Deluxe-Busses” und der Garant für eine “sichere” Fahrt. Wir haben die Stockbetten der AC-First- und AC-Second-Tier-Class auf Schlaftauglichkeit getestet, haben bei unserer längsten Zugfahrt – 23 Stunden – dem Drang widerstanden, einfach die Notbremse zu ziehen und auszusteigen, haben es irgendwann geschafft, uns direkt am richtigen Ende der über einen Kilometer langen Züge einzufinden und waren jedes Mal erstaunt, tatsächlich unsere Namen auf den Listen zu finden, die an den Zugtüren hängen.
Bengali Sweets in Kalkutta, buddhistische Erleuchtung in Bodhgaya und Kamelreiten in Pushkar
Wir haben uns in Kalkutta auf die Spuren des “British Raj” begeben und koloniale Luft geschnuppert, sind durch die engen Gassen von Nordkalkutta geschlendert, haben in den Sweet Shops bengalische Süßigkeiten genascht, im traditionsreichen “India Coffee House” im Universitätsviertel zu Mittag gegessen und an den vielen Buchständen gestöbert, die an die Bouquinisten in Paris erinnern.
Wir haben einen Teil des “Buddha Trails” zurückgelegt und im Mahabodhi-Tempel in Bodhgaya unter dem Bodhi-Baum gesessen, wo Buddha einst seine Erleuchtung fand, zusammen mit buddhistischen Mönchen aus Sri Lanka, Thailand, Vietnam, Bhutan und Indien, mit denen wir gewetteifert haben, wer zuerst eines der herunterfallenden Blätter des Baumes fängt. Denn das bringt Glück. Wir haben die Wüste Rajasthans mit unseren zwei neuen Kamelfreunden, Krishna und Ganesh, erkundet, haben uns an den Ghats des Lake Pushkar unter die hinduistischen Pilger gemischt und für den Gott Brahma eine Opfergabe in den heiligen See geworfen und werden nun nach der Purja und der Segnung durch den Brahmanen-Priester ebenfalls ganz viel Glück in unserem weiteren Leben haben.
Bei den Sikh im Goldenen Tempel von Amritsar und Besuch beim Dalai Lama in Dharamsala
Wir haben uns in Kopftücher verhüllt und viele Stunden im größten Heiligtum der Sikhs verbracht, dem Goldenen Tempel in Amritsar, haben dort in der Gemeinschaftskantine mit den Pilgern Chapatti gegessen, wurden unzählige Male fotografiert, zusammen mit Großfamilien, und wurden nicht müde zu antworten, dass wir Alexandra from Germany und Tiina from Finland sind. Wir haben uns auf den Weg Richtung Himalaya zum Dalai Lama gemacht, der bei unserer Ankunft in McLeod Ganj leider schon nach Japan abgereist war. Wir haben unsere Yogamatte in einem der vielen Yoga-Shalas in dem tibetisch-buddhistisch geprägten Örtchen ausgerollt, in dem man schon beim Frühstück die schneebedeckten Berggipfel hinter den Häusern hervorblitzen sieht. Wir haben auf unseren Wanderungen den rotblühenden Rhododendron bewundert, sind durch Schnee gelaufen und haben auf knapp 3.000 Metern in Gesellschaft majestätischer Berge köstliche Chow Mein gegessen. Wir haben uns mit tibetischen Flüchtlingen und buddhistischen Mönchen in der Englisch-Konversationsklasse des LIT (Learning and Ideas for Tibet) über philosophische Fragen zum Thema “Unsere Welt” ausgetauscht und uns gemeinsam überlegt, in welcher Zeit wir gerne gelebt hätten und ob Weltfrieden möglich ist. Und welchen deutschen Fußballer wir am meisten mögen.
Ziege “indian style”, Chapatti, Chai Masala, Fresh Lime Soda und andere Köstlichkeiten
Wir durften Gast sein in einem 150 Jahre alten, wunderschönen Wohnhaus, das seit acht Generationen im Besitz der Familie unseres Gastgebers ist und das mit seinem kolonialen Interieur, den vergilbten Familienfotos und mit Werken wie der Autobiografie des ersten indischen Premierministers “Toward Freedom: The Autobiography of Jawaharlal Nehru” in den gut bestückten Bücherregalen Geschichte atmet. Wir haben dort unsere Vorsätze, vegetarisch zu essen, über Bord geworfen und köstliche Ziege “Masala” geschlemmt, die tags zuvor noch durch die Berge gehüpft ist. Gestern an unserem letzten Tag in Delhi haben wir uns im Khan Market unter die Expats und die Upper Class gemischt, bei Fab India geshoppt und uns bei drückenden 38 Grad über die Air-Condition in den hübschen Cafés und Restaurants gefreut, in denen wir den ganzen Tag gegessen, Cappuccino getrunken und in der indischen “Hello” geschmökert haben.
Wir haben unzählige Chapatti, Naan, Paratha, Paneers, Dals und Momos gegessen, viele, viele Liter Masala Chai und Fresh Lime Soda getrunken, ab und zu auch ein kühles King Fisher, und fast 1.500 Fotos geschossen in drei intensiven, erlebnisreichen, faszinierenden Wochen, von denen ich an dieser Stelle in den kommenden Monaten ausführlicher berichten werde. Zuvor stehen jedoch von meiner letzten Reise noch gut zwei Monate “Erzählstoff” aus, so dass die neuen Abenteuer noch ein wenig auf sich warten lassen werden. Nächste Woche geht es erst einmal weiter mit meiner Zugfahrt nach Hospet und den Tempeln von Hampi. Stay tuned!
Din
14. April 2014 at 7:23Das hört sich wunderbar an. So viele schöne Erlebnisse und die Bilder, ein Traum. Passen so gar nicht zu der Dunstglocke und der Wärme, wenngleich sie so strahlen.
Ich bin sehr gespannt, was die neuen Abenteuer so ausmachen wird. Auf jeden Fall scheint die Zeit auch sehr köstlich gewesen zu sein.
alexandra911
14. April 2014 at 19:50es war auch traumhaft, ich kann gar nicht beschreiben, wie und warum mich dieses land so fasziniert! ja wir haben viiieeel gegessen, die indische küche ist ein schlemmerparadies!
Anonymous
14. April 2014 at 9:48hallo alex, tolle bilder! freue mich schon auf einen persönlichen bericht, wenn wir uns sehen. bis bald, dirk
alexandra911
14. April 2014 at 19:50es gibt noch ganz, ganz viele weitere bilder! gerne bald ein persönlicher reisebericht! LG, alex